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Aktuelle Strategien zur Prä- und Interhospitaltriage

Direct-to-Angio Suite ist eine mögliche Strategie zur Verkürzung der Zeit bis zur Lyse nach ischämischen Stoke. Ein randomisierter Nachweis der Überlegenheit von präklinischer Triage mit Direktzuweisung an ein Thrombektomiezentrum ist jedoch noch nicht erbracht. Die optimale Strategie hängt von Einzugsgebiet und Stroke Unit Dichte ab, erläuterte Waltraud Pfeilschifter, Klinikum Lüneburg.

Schlaganfalltherapie beim geriatrischen Patienten

Über drei Viertel aller Schlaganfälle treten bei Menschen im Alter über 75 Jahren auf. Diese Altersgruppe ist in Stroke-Studien jedoch nicht adäquat repräsentiert. Die funktionellen Ergebnisse nach Thrombektomie sowie die resultierende Lebensqualität sind oft ungünstiger als bei Jüngeren. Dennoch profitieren alte Patienten häufig gut von der Schlaganfall­therapie. Das Alter alleine sollte also kein dominierendes Einzelkriterium für Therapieentscheidungen sein, betonte Jan Liman, Universitätsmedizin Göttingen. Frailty Scores korrelieren besser mit der Prognose und können bei der Entscheidungs­findung zur Thrombektomie hilfreich sein.

Magnetresonanztomographie nach ischämischem Stroke

Ziel der Lysetherapie ist der Erhalt funktionellen Hirnvolumens, jedoch korreliert der Einfluss auf die im MRT nachweisbare Konnektivität stärker mit dem funktionellen Outcome nach drei Monaten. Wie Bastian Cheng, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, erläuterte, sind FLAIR-hyperintense und SWI-hypointense Gefäße gute Marker für proximale Gefäßv­erschlüsse bzw. Stenosen mit hohem Bedarf kollateraler Blutversorgung. Eine hyperintense akute Reperfusion weist auf einen Defekt der Blut-Hirnschanke hin. Der MRT-basierte Nachweis von mehr als zehn zerebralen Mikroblutungen ist mit einem erhöhten Risiko von intrazerebraler Blutungen nach Thrombolyse assoziiert.

Rehabilitation nach Schlaganfall

Aktives repetitives Üben an der Leistungsgrenze ist das Kernelement der Rehabilitation, so Agnes Flöel, Universititätsmedizin Greifswald. Evidenzbasiert wirksam sind für die Armfunktion die Constraint Induced Movement Therapy (CIMT) und für die Gehfähigkeit das Üben von Gehbewegungen mit hoher Wiederholungszahl. Ein kardiovaskulär wirksames Ausdauertraining ist wirksam zur Erhöhung der Gehgeschwindigkeit und der aeroben Ausdauer, bleibt jedoch in der Subakutphase bei schwerer Betroffenen mit Risiken behaftet. Zur transkraniellen Therapie liegen erste positive Studiendaten für Gleichstromstimulation und Magnetstimulation vor. Der breite Einsatz spezifischer Pharmakotherapien ist aktuell nicht zu empfehlen.

Thrombektomie mit versus ohne vorherige intravenöse Thrombolyse

Die  intravenöse  Bridging-Thrombolyse bleibt der Therapiestandard bei allen Patienten mit Verschluss großer zerebraler Gefäße. Wie Urs Fischer, Universitätsklinikum Basel, erläuterte, konnte eine Nichtunterlegenheit der alleinigen mechanischen Thrombektomie in bisherigen Studien nicht gezeigt werden.

Da sich intrakranielle Gefäßverschlüsse in zahlreichen Charakteristika unterscheiden, unter anderem Lokalisation, Gefäßstrecke und Intervall vom Ereignis bis zur Therapie, bedarf es weiterer Initiativen, um die Therapiestrategie im Sinne der Precision Medicine weiter zu differenzieren.

Die Improving Reperfusion Strategies in Ischemic Stroke (IRIS) Working Group wird ab Anfang 2022 Meta-Analysen der verfügbaren Studien auf Basis der Daten der individuellen Patientendaten durchführen.

Quelle: DGN 2021 „Schlaganfall, 04.11.2021, 14:00-15:30