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Durch die Pandemiezeit hat die Lehre in der Neurologie zweifellos einen Schub erhalten, aber die Entwicklung und Implementierung neuer Lehr- und Lernkonzepte hat schon Jahre zuvor begonnen. Dies zeigte ein DGN-Forum, das Lernkonzepte für alle Studienphasen vorstellte.

Den zukünftigen Rahmen für die Lehre setzen die geplante neue Approbationsordnung und der neue Nationale kompetenzbasierte Lernzielkatalog Medizin (NKLM), die sich derzeit im Gesetzgebungsverfahren befinden, berichtete Dr. Anne-Sophie Biesalski, Ruhr-Universität Bochum. Da Kompetenzorientierung und Praxisnähe im Medizinstudium gestärkt werden sollen, bieten sich Lehrkonzepte an, die das selbstständige Erlernen der Fakten mit dem fallbasierten Austausch in der Gruppe kombinieren.

Didaktischer Ausgangspunkt ist der „flipped classroom“, sagte Dipl. Politologin Katharina Mosene, die an der TU München das Projektmanagement „e-Learning und innovative Didaktik“ verantwortet. Dabei wird – im Gegensatz zur herkömmlichen Lehre – zunächst die Theorie im Selbststudium vorbereitet. Dazu stellt die TU München über die Lernplattform Moodle für jedes Thema verschiedene Materialien, Lehrvideos ebenso wie Fachtexte, Fact Sheets, Screencasts, Lernquizze u. v. m. zum eigenständigen Erarbeiten des Theoriewissens zur Verfügung.

Nach dem Theorieteil ermöglicht ein Assessment-Teil den Selbsttest des Wissensstandes. In München werden hierfür u. a. Multiple-Choice-Prüfungsfragen gestellt. Wer 80 % der Fragen über alle Themen hinweg richtig beantwortet, bekommt in der Klausur am Ende des Semesters 2 Punkte gutgeschrieben – eine sehr große Motivation, berichtete PD Dr. Friederike Schmidt-Graf, TU München.

Als drittes Element folgt die Vorlesung, in der das Gelernte anhand von interaktiven Fällen besprochen wird. Das Faktenwissen wird dabei vorausgesetzt.

An der TU München wird die Neurologievorlesung seit dem Wintersemester 2018/19 in dieser Form durchgeführt. Ab Sommer 2020 wurde coronabedingt zudem die Vorlesung als online-Veranstaltung via Zoom abgehalten. Sowohl die Studierenden als auch die Dozenten sind zufrieden, die Studenten bevorzugten sogar zu 90 % die neue Unterrichtsform.

Innovative Lernkonzepte in der Neurologie gibt es inzwischen für verschiedene Studienphasen und Lernziele, vom neurologischen Untersuchungskurs über die Systematisierung der neurologischen Untersuchung in „Core & Cluster“ bis zum Erlernen selbständigen Arbeitens im PJ anhand definierter „entrustable professional activities“. Alle Referenten waren sich einig, dass die Akzeptanz der neuen Lernformen bei den Studierenden sehr hoch ist und die Dozenten sich über besser vorbereitete Teilnehmer ihrer Veranstaltungen freuen – und dass die digitale Lehre das Interesse der Studierenden an der Neurologie steigert.

Quelle: DGN 2021 „Optimierung der Lehre in der Neurologie – auch in Pandemiezeiten, 04.11.2021, 12:15-13:45