
Zu Beginn der DGN-Eröffnungsveranstaltung wurden die zwei Preisträger des Wissenschaftspreises der DGN geehrt. PD. Dr Meyer zu Hörste am Institut für Translationale Neurologie aus Münster, erhielt den Preis für seine Forschung darüber, wie Immun- und Nervensystem miteinander wechselwirken und wie das neurologische Erkrankungen beeinflusst. Prof. Arthur Liesz vom Universtätsklinikum München Großhadern wurde geehrt für seine herausragende experimentelle translationale Schlaganfallforschung: Er wirkte unter anderem maßgeblich daran mit, die Rolle des Immunsystems für die Regeneration nach einem Schlaganfall zu entschlüsseln. Den Preis für ihr Lebenswerk erhielt die Pionierin für Neuroimmunologie Frau Professor Angela Vincent aus England für ihre unermüdliche Forschungsarbeit.
Kein Kollaps des Krankenhaussystems in der vierten Welle
An der anschließenden Diskussionsrunde wurde darüber gesprochen, was sich in den vergangenen 12 Monaten der Pandemie verändert habe. Zu Beginn einer Pandemie habe man nicht absehen können, ob das Gesundheitssystem nicht innerhalb weniger Wochen dekompensiere, wie in Italien oder Frankreich, oder ob es sich so entwickele, wie in Deutschland in der ersten Welle, so Prof. Christian Gerlow, Hamburg. Deswegen wissen wir jetzt mehr als zuvor. Er rechnet in der jetzt anrollenden vierten Welle nicht mit der Gefahr, dass das Krankenhaussystem in Deutschland kollabiere, aber wir haben jetzt akute Mängel in der Pflege, vermutlich auch wegen der Erschöpfung vieler Pflegekräfte nach eineinhalb Jahren Kampf gegen das Virus. Das reduziere auf der einen Seite die Ressourcen, auf der anderen Seite befolgen viele Menschen die Maßnahmen nur noch nachlässig, es gebe viele Durchbruchsinfektionen und die Zahl der Patienten in den Kliniken steigt wieder.
„Wir kommen wieder in die Situation, und das ist für uns Neurologen immer das große Problem, dass wir nicht nur die COVID-Patienten behandeln müssen, sondern wir müssen ja auch unsere anderen Patienten alle behandeln. Und wir sehen jetzt schon wieder Engpässe, dass wir dieses furchtbare Wort Triage vor den Augen haben“, so Gerlow. Prof. Bär, Göttingen, ergänzt, die Pflegekräfte und Ärzte, die in dem Bereich Corona tätig waren, seien extrem erschöpft, aber alle seien von den Veränderungen ermüdet. Besonders schwer sei es, die Motivation der Pflegekräfte aufrecht zu erhalten, „weil die natürlich sehr viele andere Optionen auch haben, zu arbeiten“. Deutschlandweit würden Pflegekräfte gesucht und auf dem Gebiet müsse dringend etwas geschehen.
Quelle: DGN 2021 „Eröffnungsveranstaltung“, 03.11.2021, 14:00–15:30